Diskriminierung intersexueller Sportlerinnen weltweit

06. August 2008

Heute noch werden intersexuelle Menschen im Sport diskriminiert. International und disziplinübergreifend bestehen keine verbindlichen Richtlinien, die intersexuelle Sportlerinnen davor schützen. Andererseits gibt es eine Reihe von Beispielen, wie intersexuelle Menschen schikaniert oder gar von Wettkämpfen ausgeschlossen werden. Aktuelle Beispiele sind die anlässlich der XXIX Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking wieder eingeführten Testverfahren zur Geschlechtsbestimmung sowie die Rufmordkampagne gegen das aufstrebende deutsche Tennistalent Sarah Gronert.

Das letzte Mal wurden Gentests zur Geschlechtsbestimmung an Olympischen Spielen 1996 in Atlanta an 3600 Athletinnen durchgeführt. Dabei wurden sieben intersexuelle Sportlerinnen disqualifiziert, da sie trotz weiblichem Erscheinungsbild über einen männlichen Chromosomensatz XY verfügten (sogenannte Androgenresistenz). Erst nach aufreibenden und erniedrigenden Rekursverfahren konnten sie schliesslich doch noch teilnehmen.

Weniger Glück im Unglück hatten intersexuell geborene Sportlerinnen bei vielen anderen Wettkämpfen. So wurde der 27-jährigen indischen 800-Meter-Läuferin Santhi Soundarajan bei den Asien-Spielen 2006 nach einem erniedrigen öfffentlichen Verfahren nachträglich die Silbermedaille aberkannt. Soundarajan unternahm darauf einen Selbstmordversuch.

Aus demselben Grund wurde bereits 1967 die polnische Sprinterin Ewa Klobukowska von Wettkämpfen ausgeschlossen.

1980 wurde die spanische Hürdenläuferin Maria José Martínez Patino ebenfalls nach einem Gentest disqualifiziert. Erst acht Jahre später wurde sie 1988 wieder zu Wettkämpfen zugelassen.

Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney wurde die intersexuell geborene brasilianische Judokämpferin Edinanci Silva zwar nicht von den Spielen ausgeschlossen, jedoch von einer unterlegenen Konkurrentin aufgrund ihres Geschlechts öffentlich diffamiert.

Ein ähnlicher Fall spielt sich im Augenblick in Deutschland ab. Die erfolgreiche Tennisspielerin Sarah Gronert sieht sich aktuell einer entwürdigenden Rufmordkampagne ausgesetzt, die sie jüngst zu einer öffentlichen Richtigstellung zu Handen der Presse zwang. Aufgrund der Belastung durch diese diskriminierenden und ihre Intimsphäre verletzenden Vorwürfe sieht sich die 22-jährige Sarah Gronert zur Zeit ausser Stande, ihre Karriere fortzusetzen und legt bis auf weiteres eine Pause ein. Es ist ungewiss, ob Sarah Gronert jemals wieder wird Wettkämpfe bestreiten können.

Intersexuelle Menschen e.V. solidarisiert sich mit Sarah Gronert und verurteilt die Diskriminierung von zwischengeschlechtlich geborenen Menschen im Sport aufs Schärfste. Sportverbände sowie Gesetzesgeber sind aufgefordert, diese menschenrechtswidrigen Diskriminierungen endlich international und disziplinübergreifend konsequent abzuschaffen.

Daniela Truffer
1. Vorsitzende Intersexuelle Menschen e.V.

www.intersexuelle-menschen.net